Hamlet
und Ophelia – ein Projekt
Hamlet,
der Dänenprinz ist bekanntermaßen der Shakespeare’sche Held, der immer wieder
in den Dienst nationaler Selbstbeschreibung gestellt wird. Hamlet ist
Symbolfigur des passiven Denkers und des manchmal fast krankhaften nach
Wahrheit forschenden, Rechenschaft fordernden Intellektuellen. Er will
begangenes Unrecht anklagen und die aus den Fugen geratene Zeit einrenken. Ihm
gegenüber steht als sein Zerrspiegel Ophelia, die unglicklich in Hamlet
Verliebte, die vor allem als Wasserleiche in die Kunstgeschichte eingegangen
ist und deren Schicksal zur Metapher für die Leiden der Figur und darüber
hinaus für die Leiden der Zeit wird.
Beide
Figuren stehen im Mittelpunkt einer theatralen Recherche die über zwei Semester
dauern wird, und in eine Aufführung im Wintersemester 2013/14 mündet.
(Ankündigungstext
im KVV Sommer13 des Studiengangs Darstellendes Spiel)
Im
Sommersemester 2013 schrieb auch ich mich für dieses Seminar ein, das einen
Klassiker von William Shakespeare verarbeiten sollte. Ich dachte mir ich würde
mich auf das einlassen, was ich bisher kennen gelernt hatte am Institut, da der
Schwerpunkt unserer Arbeiten doch stark auf einen biografisch dokumentarischen
Aspekt liegt. Zunächst einmal bestätigten sich meine Gedanken und wir
beschäftigten uns viel mit dem Charakter Hamlets und fragten uns wie viel von
ihm denn nun auch in ins steckt.
Ich
weiß noch, wie wir dann den Text unendliche Stunden gemeinsam durchkauten und versuchten Wort für Wort zu
verstehen. Unser Dozent Ulrich Jäckle, der seit 1993 als freier Regisseur
arbeitet ließ uns in der Hinsicht mit nur wenigen Impulsen völlig frei arbeiten,
überlegte mit und eignete sich das Stück ebenso wie wir an.
Zudem
gab es noch ein begleitendes Seminar, welches wir nicht verpflichtend belegen
mussten. Hier gestalteten andere Stundeten (und auch wir) mit dem Bühnenbildner Thomas Rump
und der Kostümbildnerin Elena Anatolevna das Drumherum nach dem Motto: „Hamlet
braucht eine Hose, Ophelia einen See!“
Anschließend
präsentierten wir noch am Ende des Semesters eine Rohfassung von Hamlet, die in
einen Gewühl aus einem menschlichen Pferd, auf dem Ophelia reitet und einem
Hamlet, der vor sich hin murmelt, ob er denn nun sein oder nicht sein soll.
Nachdem
verließ ich das Seminar aus zeitlichen Gründen und konnte nur noch von Außen
betrachten, wie es sich denn nun weiter entwickeln würde. Das Ergebnis konnte
man dann am 19.01.2014 zum ersten Mal sehen. Prägend in meinen Erinnerungen blieb der Hamlet, der ewig im Kreis läuft und nicht weiß, wofür er sich denn nun in seinem Leben entscheiden soll und trotz Erschöpfung nie aufhört. Zwischendurch sah man eine Psychologin, die versuchte uns wissenschaftlich in das Innenleben von Hamlet hineinzuführen. Drei Ophelias flirteten am Anfang des Stückes mit uns und ließen sich schließlich rhythmisch einen Liebesbrief spöttisch von dem Rest der Gruppe vorlesen. Zum Ende gab es eine dicke Party mit allen Toten und Nichttoten und die Frage des Sein oder Nichtsseins war dann plötzlich auch nicht mehr so wichtig.
Hier
der damalige Ankündigungstext zur Aufführung:
Datum
22.01.2014
Drei
Vorstellungen von »Hamlet und Ophelia« mit zwölf Studierenden des Darstellenden
Spiels der HBK im Rahmen des gleichnamigen Seminars von Prof. Uli Jäckle
19.1.,
21.1. und 22.1.2014, jeweils um 19:30 h
Eintritt
frei!
»Seid
ihr auch? Ein toter Vater. Ein Geist. Eine Liebe. Ein mörderischer Onkel und
ein Racheplan. ›Sein oder Nichtsein‹ und ›Etwas ist faul im Staate Dänemark‹ –
das sind die bekanntesten Zitate aus Shakespeares ›Hamlet‹. Doch ist auch etwas
faul an der HBK? Wer war noch mal Ophelia? Warum sind am Ende alle tot? Und
sind wir oder sind wir nicht? Die Aula wird zum Schlachtfeld, zum
Vorlesungssaal und zu allem, zu dem wir sie noch machen. Hamlet, das ist Alles
oder Nichts, Sein oder Nichtsein, großes Drama, immer neu und immer anders!
Seid also gespannt, was wir daraus machen, wir sind es auch!«
Bühnenbild
und Kostüme: Elena Anatolevna und Thomas Rump.
Schließlich
kam ich mit unserem Dozenten zu der Erkenntnis, das viele Projekte unseres
Studienganges manchmal fast in Vergessenheit geraten, oder nicht gesehen
werden, weil so vieles anderes (auch tolles) an der HBK passiert. Hamlet und Ophelia
war ein sehr zeitbasiertes Schauspielstück, also etwas anderes, als der
bisherige Schwerpunkt, den ich am Anfang beschrieben hab. Und dennoch eine sehr
wertvolle Erfahrung für die Teilnehmen des Seminares. Sie hatten die
Möglichkeit sich in anderen Bereichen auszuprobieren und diese eventuell auf
ihre spätere Berufslaufbahn mehr oder weniger anzuwenden. Außerdem erweitern
solche Projekte unser Kunstverständnis, welches dazu beträgt zu entscheiden, wo
wir uns denn auch in der Zukunft sehen.
Für
mich war dann in Absprache mit Herrn Jäckle klar, dass wir eine Plattform
brauchen um uns über solche Erfahrungen auszutauschen. Vielleicht auch, wenn
wir nicht an solchen Projekten teilnehmen, diese dennoch zu verstehen und aus
ihnen zu schöpfen.
Weitere Fotos der Aufführung:
Fotos: Tajan Abdulla